Förderung der 'Teacher Educator Technology Competencies (TETCs)' in und mit sozialer virtueller Realität

Abstract

Die Digitalisierung durchdringt sämtliche Bereiche des gesellschaftlichen Lebens, weshalb eine aktive Teilhabe an ihr ein hohes Maß an Medienkompetenz erfordert. Den Dozierenden der ersten Phase der Lehrpersonenbildung kommt dabei eine besondere Verantwortung zu, da sie die medienpädagogischen Kompetenzen der zukünftigen Lehrer:innen fördern. Voraussetzung dafür ist, dass die Dozierenden selbst medienpädagogisch kompetent sind. Studien zeigen diesbezüglich jedoch einen großen Entwicklungsbedarf auf. Eine Möglichkeit, die medienpädagogische Kompetenz von Dozierenden der Lehrpersonenbildung zu fördern, besteht im Angebot und der Durchführung von medienpädagogischen Weiterbildungen, die auch den Einsatz neuer Technologien wie Virtual Reality (VR) in der Lehre thematisieren. Ziel dieser Dissertation ist es daher, ein pädagogisches Konzept für eine Weiterbildung zur Förderung der medienpädagogischen Kompetenz von Dozierenden der ersten Phase der Lehrpersonenbildung in und mit social VR zu entwerfen und dieses anschließend zu erproben, zu evaluieren und iterativ weiterzuentwickeln. Als theoretische Grundlage für das Weiterbildungskonzept dienten die Teacher Educator Technology Competencies (TETCs), welche auf Basis einer systematischen Analyse von drei international anerkannten medienpädagogischen Kompetenzmodellen ausgewählt wurden. Eine anschließende Literaturrecherche zum aktuellen Stand der TETCs-Forschung lieferte bedeutsame Erkenntnisse für die praxis- und theorieorienterte Entwicklung des Weiterbildungskonzepts, wie beispielsweise die Identifizierung grundlegender TETCs, auf deren Förderung in einer medienpädagogischen Weiterbildung zunächst fokussiert werden sollte, sowie die notwendige Interpretation der durch die TETCs beschriebenen Kompetenzen. Im Rahmen einer Analyse der VR-bezogenen Forschung im Hochschulkontext wurden die Affordanzen von (social) VR identifiziert sowie Empfehlungen für die zielführende Integrationvon VR in einer Weiterbildung in und über social VR abgeleitet, darunter die Nutzbarmachung der Affordanzen von social VR in einem gemäßigt-konstruktivistischen Lehr-Lern-Setting und zeitlich ausgedehnte VR-Sequenzen. Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse und in Anlehnung an die praxis- und theorieorientierte Entwicklung und Evaluation von Konzepten für unterrichtliches Handeln wurde ein pädagogisches Konzept entwickelt, das unter Verwendung von social VR auf die Förderung der TETCs von Dozierenden der ersten Phase der Lehrpersonenbildung abzielt. Zentrale Gestaltungsprinzipien des Konzepts sind unter anderem Handlungsorientierung sowie das Lösen komplexer, situierter und für die Teilnehmenden bedeutsamer Aufgaben. Aus dem Konzept wurde daraufhin eine konzeptbezogene Weiterbildung abgeleitet, die im Rahmen einer ersten Feldstudie erprobt, überarbeitet und in zwei weiteren Feldstudien weiterentwickelt wurde. In Studie I wurde die Eignung der konzeptbasierten Weiteribldung zur Förderung der ausgewählten medienpädagogischen Kompetenzen evaluiert. Zu den zentralen pädagogischen Vorgehensweisen der Weiterbildung gehörte die Bearbeitung einer komplexen, situierten Gestaltungsaufgabe. Ebenfalls wurde der Frage nachgegangen, welche weiteren Gestaltungsprinzipien sich für die künftigen Iterationen ableiten lassen. Die Studie folgte einem Mixed Methods-Design und fand an einer deutschen Universität mit einer Gelegenheitsstichprobe von n=6 medienpädagogisch kompetenten Dozierenden der ersten Phase der Lehrpersonenbildung statt. Zusätzliche quantitative Daten wurden mit dem Teacher Educator Technology Survey (TETS) erhoben. Die Ergebnisse zeigten zum einen, dass sich Handlungsorientierung als zentales Gestaltungsprinzip für die Förderung der TETCs der Zielgruppe eignet. Zum anderen sollten medienpädagogische Weiterbildungen über und in social VR auf die Affordanzen dieser Technologie ausgerichtet und als Fernunterricht durchgeführt werden. In Studie II wurde untersucht, ob und inwieweit aufgrund der Teilnahme an der umfassend überarbeiteten, konzeptbasierten Weiterbildung aus Studie I die Kompetenzen TETC 1a und TETC 1b der Dozierenden der ersten Phase der Lehrpersonenbildung gefördert und die aus TETC 1a und TETC 1b abgeleiteten Lernziele erreicht werden konnten. Studie II war als nicht-experimentelle, qualitative Feldstudie konzipiert und bestand aus einer Inverted Classroom-Intervention mit einer zweiwöchigen Selbstlernphase, gefolgt von einer achtstündigen, synchronen Onlinephase. Die Onlinephase umfasste sowohl Sequenzen in social VR als auch Videokonferenzsitzungen, in denen eine Gelegenheitsstichprobe von n=13 Dozierenden der ersten Phase der Lehrpersonenbildung und Hochschullehrenden drei komplexe, situierte Aufgaben löste. Die Erhebung der qualitativen Daten umfasste Fokusgruppeninterviews, Transkripte der Vorstellung der Aufgabenlösung und von den Teilnehmenden erstellte Artefakte, die inhaltsanalytisch ausgewertet wurden. Die Ergebnisse zeigten, dass die avisierten Lernergebnisse erreicht werden konnten. Auch die Kompetenzen TETC 1a und TETC 1b der Teilnehmenden konnten gefördert werden, letztere jedoch in geringerem Maße, was auf weiteren Optimierungsbedarf der konzeptbasierten Weiterbildung hinwies. Die nicht-experimentelle Studie III diente der Evaluation der weiterentwickelten, konzeptbasierten Weiterbildung aus Studie II mit einer Gelegenheitsstichprobe von n=9 Dozierenden der ersten Phase der Lehrpersonenbildung und Hochschullehrenden, um erneut zu prüfen, ob die Kompetenzen TETC 1a und TETC 1b der Teilnehmenden gefördert und die aus TETC 1a und TETC 1b abgeleiteten Lernziele erreicht werden konnten. Zu den konzeptionellen Änderungen gehörten die Aufteilung der synchronen Onlinephase in zwei kürzere, aufeinanderfolgende Phasen sowie Optimierungen der komplexen, situierten Aufgabenstellungen. Die Erhebung der qualitativen Daten umfasste Fokusgruppeninterviews, Transkripte der Aufgabenlösung-Vorstellungen und von den Teilnehmern erstellte Artefakte, die inhaltsanalytisch ausgewertet wurden. Insgesamt ähnelten die Ergebnisse denen aus Studie II, d.h., TETC 1a der Teilnehmenden konnte in höherem Maße gefördert werden als TETC 1b, trotz der konzeptionellen Änderungen, die zur Förderung der TETC 1b-bezogenen Lernziele vorgenommen wurden. Die Ergebnisse lassen sich zwar durch aufgetretene technische Probleme erklären, welche eine Abweichung vom Konzept erforderlich machten, sie deuten aber auch darauf hin, dass die Förderung von TETC 1b von Dozierenden der ersten Phase der Lehrpersonenbildung ein komplexeres Unterfangen sein könnte als TETC 1a. Basierend auf den Erkenntnissen der drei im Rahmen dieser Dissertation durchgeführten Studien erscheint die iterativ entwickelte, konzeptbezogene Weiterbildung in und über social VR geeignet, um die medienpädagogischen Kompetenzen von Dozierenden der ersten Phase der Lehrpersonenbildung zu fördern. Gleichzeitig sollten die abschließenden Anregungen für zukünftige Implementierungen und weiterführende Forschung Berücksichtigung finden.Digitalization increasingly affects every aspect of societal life. This requires citizens to have a heightened level of media-related skills, and even more so, teacher educators, who are tasked with fostering future teachers' media-pedagogical competence. For teacher educators to be able to do this, they must be media-pedagogically competent themselves, which, however, is hardly the case. One way to facilitate teacher educators’ competence is to provide them with technological professional development (TPD) covering emerging technologies, such as virtual reality (VR). Therefore, this dissertation aims to develop a pedagogical concept for a TPD conducive to fostering teacher educators’ media-pedagogical competence on and with social VR, which is iteratively implemented, evaluated, and refined. As theoretical foundation of the TPD, an informed choice for the Teacher Educator Technology Competencies (TETCs) was made based on a systematic analysis of three internationally renowned media-pedagogical competence frameworks. A subsequent literature review of the state-of-the-art research done on and with the TETCs yielded important insights for the theory- and practice-based development of the TPD, such as the identification of foundational TETCs that should be tackled first in a TPD and the necessity of interpreting the competencies described by the model. In addition, the affordances of (social) VR and recommendations for the meaningful integration of VR into the TPD were derived from a scoping review on VR-related research in higher education contexts. These included the exploitation of the affordances of social VR in a moderate constructivist TPD with prolonged VR exposure. Based on these findings and following the practice- and theory-oriented development and evaluation of pedagogical concepts, a general concept for a TPD on and with social VR that aims at fostering the TETCs of its participants was developed, key principles of which were action orientation and the solving of complex, situated tasks that are meaningful to the participants. Against this background and following the research methodology of the practice- and theory-oriented development and evaluation of pedagogical concepts, three consecutive field studies were conducted. Study I aimed to test the suitability of the concept-based unit derived from the pedagogical concept, a central pedagogical approach of which consisted of solving a complex, situated design task. The study investigated which further design principles can be derived for future iterations. It was designed as a mixed-methods, exploratory study at a German university with a convenience sample of n=6 media-pedagogically competent teacher educators. Qualitative data was collected based on focus group interviews that were analyzed using qualitative content analysis, whereas the Teacher Educator Technology Survey (TETS) provided quantitative data. Among other findings, action orientation proved well-suited for fostering the TETCs of teacher educators. Also, TPDs on and with social VR should focus on the affordances of (social) VR and be conducted locally independently. Study II investigated whether and to what extent TETC 1a and TETC 1b could be fostered, and the underlying learning outcomes reached as a result of attending a TPD on and with social VR based on a comprehensive revision of the concept-based unit of Study I. It was conducted as a non-experimental, qualitative field study and consisted of a prolonged, inverted online intervention with a two-week self-study phase and an eight-hour synchronous online phase that included both social VR and videoconferencing sessions, during which a convenience sample of n=13 teacher educators solved three complex, situated tasks. The qualitative data collection comprised focus group interviews, transcripts from the presentations of solutions to the complex tasks, and artifacts developed by the participants, all of which were analyzed using qualitative content analysis. Results indicated that all learning outcomes have been reached. Also, TETC 1a and TETC 1b could be fostered, but the latter could be fostered to a lesser extent, thereby indicating the need to optimize the concept-based unit. Non-experimental Study III was conducted to test the refined concept-based unit of Study II in the field with a convenience sample of n=9 teacher educators and against the background of the same research questions. Conceptual changes included splitting the synchronous online phase into two shorter consecutive phases and optimizing the complex, situated tasks. The data collection was identical to Study II, which was analyzed using qualitative content analysis. Overall, the results were similar to those of Study II, i.e., TETC 1a of the participants could be fostered to a larger extent than TETC 1b, despite the conceptual changes made to improve TETC 1b-related outcomes. While the findings can be explained on the grounds of technical issues that made deviations from the concept-based unit necessary, they also suggest that fostering teacher educators’ TETC 1b might be a more complex endeavor than TETC 1a. Based on the findings of the three studies conducted within the frame of this dissertation, the iteratively developed pedagogical concept for a TPD on and with social VR appears suitable for fostering teacher educators’ media-pedagogical competence. At the same time, final recommendations for future implementations and research should be considered

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