Hochschulschriftenserver der PH Ludwigsburg
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Explorative Studie zum Simulationsverständnis von Schüler*innen: Identifizierung von Teilkompetenzen und ihre Evaluation in der Praxis
Simulationen gewinnen zunehmend an Bedeutung für gesellschaftliche Entscheidungsprozesse – beispielsweise im Kontext der COVID-19-Pandemie, der Bevölkerungsentwicklung oder der Klimaforschung. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, ein Bildungsangebot für den Mathematikunterricht in der Sekundarstufe I zu entwickeln, das Schüler*innen dazu befähigt, Simulationsergebnisse kritisch zu hinterfragen, deren gesellschaftliche Relevanz zu erkennen und auf dieser Basis reflektierte Entscheidungen für das eigene Handeln zu treffen.
Im ersten Schritt wurde untersucht, welche Kompetenzen für ein fundiertes Simulationsverständnis erforderlich sind. Auf Grundlage einer Literaturrecherche zur Definition des Begriffs "Simulation" und Interviews mit Personen mit Expertise konnten Modellierungskompetenz, Modellkompetenz und Systemdenken als zentrale Teilkompetenzen identifiziert werden.
Ausgehend von den identifizierten Teilkompetenzen wurde eine Unterrichtssequenz für Schüler*innen der Klassenstufen sechs und sieben entwickelt, die das bildungsplanrelevante Thema Zuordnungen mit dem Lernen über Simulationen verknüpft. Im Sinne des Design-Based Research-Ansatzes wurde die Sequenz in einem iterativen, zyklischen Prozess im schulischen Kontext erprobt, Unterrichtsbeobachtungen wurden ausgewertet und die Sequenz entsprechend überarbeitet.
Eine zentrale Herausforderung bei der Entwicklung bestand darin, dass der Funktionsbegriff in diesen Jahrgangsstufen noch nicht eingeführt ist. Daher musste ein Zugang gefunden werden, der es Schüler*innen ermöglicht, auch ohne explizites Wissen über Funktionen einfache mathematische Modelle zu erstellen und zu simulieren. Es zeigte sich, dass gerichtete Graphen eine geeignete alternative Darstellungsform sind. Darüber hinaus wurde deutlich, dass das eigenständige Simulieren der entworfenen Modelle einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des Simulationsverständnisses leistet.
Um den Effekt der Unterrichtssequenz erfassen zu können, wurden auf Basis bestehender Messinstrumente Fragebögen konzipiert. Diese wurden im Pre-Post-Design gemeinsam mit dem aktuellsten Entwurf der Unterrichtssequenz in fünf Klassen erprobt.
Die Auswertung der erhobenen Daten zeigte Optimierungspotenziale im Fragebogen auf und lieferte erste Hinweise darauf, dass die Schüler*innen infolge der Unterrichtssequenz ein besseres Verständnis dafür entwickelten, dass wissenschaftliches Arbeiten das Formulieren von Annahmen beinhaltet. Die Ergebnisse dienen als Grundlage für die Überarbeitung und Weiterentwicklung der Fragebögen.
Damit liefert diese Arbeit einen explorativen Beitrag zu einem bisher wenig erforschten Bereich, dem Lernen über Simulationen.Computer simulations have been a central method in scientific findings for a long time. Scientists use simulations to test their hypotheses, generate new ones and make predictions. In addition, simulations are used for communicating scientific results. Experts exchange information among themselves or communicate their knowledge to politicians and other stake holders. Therefore, simulations serve as basis for decisions of social relevance, for example in the contexts of the COVID-19 pandemic, demographic change, or climate research.
This study aimed to design a teaching unit for lower secondary mathematics education that enables students to critically evaluate simulation results, recognize their relevance to society, and make informed and reflective decisions based on them.
The first step was to identify the competencies necessary for understanding simulations. Based on a literature review of the term "simulation" and interviews with experts, three key sub-competencies were identified: modeling competence, model competence, and systems thinking.
Building on these, a teaching unit was developed for students in grades six and seven. It links the curriculum-relevant topic of proportional and inversely proportional relationships with learning about simulations. Using a design-based research approach, the unit was tested and iteratively refined through classroom implementation, observation, and revision.
A central challenge was that the concept of functions had not yet been introduced at this educational level. Therefore, an approach was needed that would enable students to create and simulate simple mathematical models without prior knowledge of functions. Directed graphs proved to be a suitable alternative. Allowing students to simulate their own models independently significantly supported their understanding of simulations.
To evaluate the effects of the unit, questionnaires were developed based on existing measurement tools and implemented in a pre-post format across five classes, alongside the most recent version of the teaching unit. The data analysis identified areas for improvement in the questionnaires.
This study offers an exploratory contribution to the still under-researched field of learning about simulations
Status und Förderung des Unterrichtens molekularbiologischer Grundlagen in der Sekundarstufe 1
Seit der Bekämpfung der Coronapandemie mittels mRNA-basierter Impfstoffe und PCR-Tests zeigt sich unmissverständlich, dass die Molekularbiologie nicht nur die biologische Forschung transformiert, sondern auch unser alltägliches Leben revolutioniert hat. Gleichzeitig wurde deutlich, dass ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung Schwierigkeiten hat, molekularbiologische Methoden zu verstehen und demnach das Potenzial sowie die Gefahren, die von ihnen ausgehen, nicht adäquat einzuschätzen kann. Im Biologie-Bildungsplan des Landes Baden-Württemberg sind molekularbiologische Inhalte den Lernenden der gymnasialen Oberstufe vorbehalten und finden sich kaum im Bereich der Sekundarstufe 1 wieder. Um jedoch sicherzustellen, dass zukünftige Generationen als mündige Bürger:innen beispielsweise die Risiken medizinischer Maßnahmen, die auf molekularbiologischen Errungenschaften basieren, eigenständig beurteilen und an gesellschaftlichen Debatten zu molekularbiologischen Fragestellungen teilnehmen können, ist es von entscheidender Bedeutung, dass alle Lernenden – nicht ausschließlich diejenigen, die das Abitur anstreben – ein Verständnis für molekularbiologische Grundlagen entwickeln.
In dieser Forschungsarbeit wurden im Sinne des Educational-Design-Research-Ansatzes zuerst durch den Dialog zwischen Biolog:innen, Fachdidaktiker:innen und Lehrkräften in einer Gruppendelphi-Methodik relevante, molekularbiologische Bildungsinhalte für die Sekundarstufe 1 identifiziert. Zudem wurde analysiert, welche Herausforderungen aus Sicht praktizierender Lehrkräfte für das Unterrichten von Molekularbiologie bestehen. Darüber hinaus wurde untersucht, welche Selbstwirksamkeitserwartungen bezüglich des Unterrichtens und welches deklarative Fachwissen Lehrkräfte der Sekundarstufe 1 im Vergleich zu ihren Kolleg:innen an Gymnasien aufweisen. Auf Basis dieser Erkenntnisse wurden anschließend zwei Lehr-Lern-Labor-Seminare für die erste Phase der Lehrkräftebildung konzipiert, optimiert und auf ihre Wirksamkeit hinsichtlich der Entwicklung der Reflexionskompetenz, der Lehrer-Selbstwirksamkeitserwartung und des deklarativen Fachwissens evaluiert. In diesen Seminaren lernen die Masterstudierenden zunächst molekularbiologische Schulversuche aus der Perspektive der Lernenden kennen. Darauffolgend schlüpfen sie in die Rolle der Lehrenden, indem sie die Durchführung der molekularbiologischen Schulversuche planen, den Unterricht gestalten, dabei videografiert werden und ihre Unterrichtserfahrungen anhand der Videovignetten reflektieren. Des Weiteren wurde untersucht, ob Schüler:innen der Sekundarstufe 1 durch die in den Lehr-Lern-Labor-Seminaren vermittelten molekularbiologischen Schulversuche ihr deklaratives Fachwissen über Molekularbiologie entwickeln können. Der Forschungsschwerpunkt lag dabei darauf, das Arbeiten in virtuellen Laboren, in praktischen Laboren oder einer Kombination beider Ansätze mit dem Arbeiten mittels eines traditionellen Unterrichtsansatzes ohne Zugang zu diesen Laborumgebungen zu vergleichen. Die Ergebnisse zeigen, dass aktuell praktizierende Lehrkräfte der Sekundarstufe 1 deutlich geringere Selbstwirksamkeitserwartungen und weniger deklaratives Fachwissen über Molekularbiologie besitzen als ihre Kolleg:innen an den Gymnasien. Schulübergreifend wurden die Komplexität des Inhalts sowie der Mangel an Zeit und materiellen Ressourcen als die größten Herausforderungen des Unterrichtens von Molekularbiologie identifiziert. Des Weiteren weichen die von den Expert:innenteams als relevant für den mittleren Schulabschluss identifizierten Bildungsinhalte deutlich vom aktuellen Bildungsplan der Sekundarstufe 1 ab. Im Verlauf der zur Vermittlung dieser Bildungsinhalte für die erste Phase der Lehrkräftbildung konzipierten Lehr-Lern-Labor-Seminare stieg das deklarative Fachwissen über Molekularbiologie sowie die Selbstwirksamkeitserwartung, das Fachgebiet in der Sekundarstufe 1 zu unterrichten, an. Darüber hinaus nahm sowohl die Reflexionsbereitschaft als auch die Reflexionsperformanz der angehenden Lehrkräfte zu. Durch die Durchführung molekularbiologischer Schulversuche konnten Schüler:innen der Sekundarstufe 1 ihr deklaratives Fachwissen über Molekularbiologie erheblich erweitern. Dieser Effekt blieb in allen Interventionsgruppen, mit Ausnahme der Lerngruppe im traditionellen Unterrichtssetting, auch über einen Zeitraum von sechs Wochen bestehen. Die als besonders authentisch wahrgenommene praktische Versuchsdurchführung zeigte die größten Effektstärken. Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit verdeutlichen, dass es möglich ist, molekularbiologische Methoden erfolgreich in der Sekundarstufe 1 zu etablieren und, dass angehende Lehrkräfte durch Lehr-Lern-Labor-Seminare effektiv auf diese Aufgabe vorbereitet werden können
Effektive Sprachförderung konsequent zu Ende gedacht! Von der Wirksamkeit einer Sprachfördermaßnahme im Alltag bis zur kontinuierlichen Überwachung des Entwicklungsverlaufs mithilfe einer neu entwickelten Lernverlaufsdiagnostik
Das übergeordnete Ziel der Dissertation besteht darin, die Wirksamkeit von Sprachförderung konsequent zu Ende zu denken. Einerseits wurde die Wirksamkeit einer Sprachfördermaßnahme am Beispiel des Dialogischen Lesens im Kita-Alltag überprüft, andererseits eine Lernverlaufsdiagnostik (LVD) sprachlicher Fähigkeiten als neue Möglichkeit zur Evaluation von Sprachförderung im Einzelfall entwickelt und erprobt.
Die Wirksamkeit des Dialogischen Lesens im Kita-Alltag konnte im Vergleich zu einer Kontrollgruppe nachgewiesen werden. Darüber hinaus konnte im direkten Vergleich mit den Ergebnissen einer Studie in einem eng kontrollierten Setting gezeigt werden, dass pädagogische Fachkräfte im Kita-Alltag ähnliche Fördereffekte erzielen können wie Fachkräfte in einem eng kontrollierten Setting. Diese Ergebnisse erweitern bestehende Erkenntnisse zur Wirksamkeit des Dialogischen Lesens bzw. des Einsatzes von Sprachförderstrategien im Kita-Alltag.
Zusätzlich zur grundsätzlichen Wirksamkeit von Sprachfördermaßnahmen – auch unter alltagspraktischen Bedingungen – ist es entscheidend, die Fortschritte des einzelnen Kindes zu erfassen. Zu diesem Zweck wurde eine Lernverlaufsdiagnostik sprachlicher Fähigkeiten, die LVD Sprache, auf Grundlage des Sätze Nachsprechens entwickelt und erprobt. Die Ergebnisse verschiedener Teilstudien weisen übereinstimmend darauf hin, dass die LVD Sprache ein objektives, reliables und valides Globalmaß zur Erfassung der Sprachkompetenz von Kindern darstellt, das zudem ökonomisch ist. Die Ergebnisse zur Änderungssensitivität geben erste Hinweise, die jedoch weiter überprüft werden müssen, um herauszufinden, ob mit der LVD Sprache auch kurzfristige Veränderungen im Einzelfall abgebildet werden können
Vorlesungsverzeichnis PHL WS 2024/2025
Verzeichnis der Veranstaltungen im Wintersemester 2024/2025 an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg
Das Schulgelände als Möglichkeitsraum für Naturkontakte von Grundschülerinnen und Grundschülern. Eine rekonstruktive Studie zu Naturbegegnung, Naturerlebnis und Naturerfahrung unter Einbezug symbolischer Dimensionen
Naturräume, in denen vielfältige Naturkontakte möglich sind, gelten als unabdingbar für ein Gutes Leben (Gebhard & Kistemann, 2016b). Da immer mehr Menschen in Städten leben, ist die Schaffung von Naturräumen in Siedlungsgebieten von zentraler Bedeutung. Um die subjektive Wirkung von Natur, als Element des Guten Lebens zu erklären, bildet die Symboltheorie, die durch Cassirer begründet und durch Gebhard (2020) weiterentwickelt wurde, die theoretische Grundlage der vorliegenden Arbeit. Zentral ist dabei die Annahme, dass jede Naturerfahrung sowohl objektive als auch subjektive Anteile enthält und die Natur, neben Kunst, Religion oder Musik, besonders viele Symbole enthält, um sich selbst und seine Beziehung zur Natur und zu sich selbst deuten zu können. Dadurch werde Natur als sinnstiftend erlebt (ebd.).
Im Anschluss daran wurden die Begrifflichkeiten der Facetten von Naturkontakt definiert und um die „symbolische Naturerfahrung“ erweitert. Dabei wurden Bezüge zwischen der reflexiven experience Deweys (1933), in Weiterentwicklung nach Nohl (2006), und dem transformatorischen Bildungsbegriff nach Koller (2023) hergestellt.
Der Forschungsstand zur Wirkung von Naturkontakten macht deutlich, dass sowohl rurale, wilde Natur als auch urbane Natur einen positiven Einfluss auf Kinder und ihre Entwicklung haben (z.B. Chawla, 2020; Raith & Lude, 2014; Soga & Gaston, 2016). Die naturnahe Gestaltung von Schulgeländen, als siedlungsnahe Räume, ermöglicht alltägliche Naturkontakte (Dyment, 2005; Raith, 2016). Es konnte allerdings eine Forschungslücke in Bezug auf die subjektiven Anteile in der Interaktion zwischen Schülerinnen und Schülern und der Natur auf dem Schulgelände herausgearbeitet werden. Um subjektiv bedeutsame Naturerfahrungen machen zu können, zeigen sowohl die theoretische Auseinandersetzung als auch verschiedene Studien, dass dies nur möglich ist, wenn der Natur in Freiheit begegnet werden kann (Bähr et al., 2019; Früchtnicht, 2022; Gebhard, 2020; Koller, 2023). Daher wurden nicht didaktisch angeleitete Naturkontakte, sondern das freie Spiel auf dem Schulgelände unter-sucht. Als Ziel der vorliegenden Arbeit wird somit definiert, zu untersuchen inwiefern symbolische Naturerfahrungen auf naturnahem Schulgelände möglich sind. Für die Definition eines naturnahen Schulgeländes wurden Kriterien der Naturerfahrungsräume nach Schemel und Müller (2010) und für NaturErlebnisRäume nach Pappler und Witt (2001) herangezogen. Der Forschungsstand zeigte zudem, dass gerade Kinder für Natur empfänglich sind und naturnahe Aufenthaltsorte bevorzugen, im Gegensatz zu älteren Schülerinnen und Schülern. Zudem belegen Studien, dass Naturkontakte in der Kindheit bis in das Erwachsenenalter hinein wirken (z.B. Beery & Jørgensen, 2018; Hosaka et al., 2017; Molinario et al., 2020). Daher wurde der Fokus der vorliegenden Studie auf die Grundschule gelegt. Um die Ergebnisse auf das naturnahe Schulgelände zurückführen zu können, wurden im Sinne des theoretischen Samplings nach Glaser und Strauss (2008) ein naturfernes und ein naturfremdes Grundschulgelände als Kontrastgruppen herangezogen. Diese wurden nach dem Grad der Natürlichkeit und des Einflusses des Menschen (Hemerobiestufen) klassifiziert (Lexikon der Geowissenschaften, 2023c). Für die qualitative Erhebung konnten somit 27 Grundschülerinnen und -schüler auf drei unterschiedlich gestalteten Schulgeländen interviewt werden. Die Interviews wurden in Form des Go-Alongs geführt (Kusenbach, 2003), um die Aufenthaltsorte auf dem Schulgelände und die Handlungen der Schülerinnen und Schüler mit einbeziehen zu können. Um das subjektive Erleben der Schülerinnen und Schüler und deren Handlungsorientierung aus den Interviews rekonstruieren zu können, wurden diese mit der dokumentarischen Methode der Interpretation nach Bohnsack (2021) ausgewertet. Da die Naturverbundenheit als Voraussetzung für Umweltbewusstsein und Umwelthandeln gilt (Chawla, 2020) und durch Naturkontakte gefördert werden kann (Bezeljak et al., 2023), wurde diese mittels einer adaptierten Inclusion of Nature in Self Skala (Schultz, 2001) erhoben und statistisch ausgewertet.
In Auseinandersetzung mit der theoretischen Erarbeitung der Facetten von Naturkontakt, der Methodologie der dokumentarischen Methode und den methodischen Anforderungen ergaben sich folgende Hauptforschungsfrage und ihre weiteren Fragen:
1. Inwiefern finden auf einem naturnahen Schulgelände symbolische Naturerfahrungen statt?
2. Wie treten Grundschülerinnen und -schüler mit der Natur auf dem Schulgelände in Kontakt? Inwiefern werden die Facetten von Naturkontakt darin deutlich?
3. Was dokumentiert sich im Sprechen der Grundschülerinnen und -schüler über ihre Naturkontakte?
4. Welche Rolle spielt die Natur bei der Wahl der Aufenthaltsorte von Grundschülerinnen und -schülern auf dem Schulgelände?
5. Kann das naturnahe Schulgelände als konjunktiver Erfahrungsraum gewertet werden, aus dem heraus sich die Orientierungen entwickeln?
6. Welche Zusammenhänge gibt es zwischen der Gestaltung des Schulgeländes, den Natur-kontakten und der Naturverbundenheit der Grundschülerinnen und -schüler?
Durch die Auswertung der Interviews konnte gezeigt werden, dass symbolische Naturerfahrungen auf dem naturnahen Schulgelände möglich sind. Es zeigte sich, dass vor allem ältere Grundschülerinnen und -schüler symbolische Naturerfahrungen machen. Als Symbolisierungsanlass dienten vor allem Büsche, Sträucher und Bäume, Wasserelemente wie Teiche und Wasserläufe aber auch Tiere.
Zudem konnten die weiteren Facetten von Naturkontakt aus den Interviews rekonstruiert werden und die theoretischen Definitionen und Abgrenzungen empirisch bestätigt werden. In Bezug auf die einzelnen Facetten von Naturkontakt konnten aus dem Sprechen über die Natur verschiedene Orientierungen rekonstruiert werden. Diese wurden deskriptiv dargestellt, um die Vielfalt der möglichen Orientierungen in Bezug auf Natur auf dem Schulgelände darzustellen. Auf eine sinngenetische Typenbildung wurde daher verzichtet. Für die drei untersuchten Schulgelände konnten sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede in den Naturkontakten und Orientierungen festgestellt werden. Gemeinsam ist allen Schülerinnen und Schüler, dass sie ihre Aufenthaltsorte nach ihren Bedürfnissen und in Aushandlung der vorherrschenden Normen auswählen. Die Natur spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Sind aber Orte, die zu ihren Bedürfnissen passen, naturnah gestaltet und ermöglichen die Regeln und Normen dort den Bedürfnissen nachzugehen, eröffnet sich ein Möglichkeits-raum für jede Form von Naturkontakt. Unterschiede bestehen in den Facetten von Natur-kontakt, die auf dem jeweiligen Schulgelände möglich werden. So konnten auf dem natur-fremden Schulgelände nur Naturbegegnungen und Naturerlebnisse in Bezug auf den Sehsinn rekonstruiert werden. Auf dem naturfernen Schulgelände konnten zudem Naturerlebnisse in Bezug auf unterschiedliche Sinne rekonstruiert werden sowie Naturerfahrungen. Eine Schülerin erzählte auch von einer symbolischen Naturerfahrung. Auf dem naturnahen Schulgelände konnten alle Facetten von Naturkontakt rekonstruiert werden und zudem verschiedene Ausprägungen der symbolischen Naturerfahrung.
In Bezug auf die Naturverbundenheit, die mit einem Kurzfragebogen durch die adaptierte Inclusion of Nature in Self-Skala erhoben wurde, zeigte sich, dass die Grundschülerinnen und Grundschüler auf dem naturnahen Schulgelände die höchsten Werte hatten. Schülerinnen und Schüler, aus deren Sprechen symbolische Naturerfahrungen rekonstruiert werden konnten, zeigten ebenfalls die höchsten Naturverbundenheitswerte. Beide Werte unter-schieden sich jedoch nicht signifikant von den anderen Werten und sind aufgrund der kleinen Stichprobe (N = 27) nicht repräsentativ. Dies könnte durch eine größere Stichprobe überprüft werden.
Neben der Diskussion der einzelnen Ergebnisse, wurden diese übergeordnet in Bezug auf ihre Relevanz für das Umweltbewusstsein und Umwelthandeln diskutiert sowie der Frage nachgegangen, ob es eine Naturerfahrungskompetenz und deren Förderung bräuchte, um symbolische Naturerfahrungen möglich zu machen.
Da der vorliegenden Arbeit sowohl eine wissenschaftliche Motivation, aber auch der Wunsch in die Praxis der Schulgeländegestaltung hinein wirken zu können, zu Grunde liegt, wurden abschließend gestalterische und pädagogische Empfehlungen aus der Theorie und den empirischen Daten abgeleitet. Diese Empfehlungen haben das Ziel das Schulgelände als einen Möglichkeitsraum für symbolische Naturerfahrungen zu gestalten.
Als zentrales Ergebnis der Arbeit kann abschließend festgehalten werden, dass naturnahe Schulgelände symbolische Naturerfahrungen ermöglichen können. Dabei ist die Berücksichtigung der Bedürfnisse der Grundschülerinnen und -schüler zentral, damit sie die vielfältigen Orientierungen in Bezug auf die Natur enaktieren, d.h. in Handlungen umsetzen können. Durch die naturnahe Schulgeländegestaltung kann sich allen Grundschülerinnen und -schülern die Möglichkeit eröffnen, Natur als Quelle für das eigene Wohlbefinden, für Gesundheit und Erholung, für die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse und der Weiterentwicklung der Beziehung zur Natur und zu sich selbst, wahrnehmen zu können. Dadurch bietet die naturnahe Schulgeländegestaltung Kindern einen alltäglichen Zugang zur Natur als Element des Guten Lebens
Netzwerke knüpfen in der Kindheitspädagogik. Beiträge zum Tag der Vernetzung 2024 in Ludwigsburg
Die Reihe „Beiträge zum Tag der Vernetzung in Ludwigsburg“ dokumentiert die
wiederkehrende Veranstaltung des Bachelor- und des Masterstudiengangs Bildung und Erziehung im Kindesalter und eröffnet hierdurch einen Zugang zu den vielfältigen Ein- und Ausblicken der Beitragenden auf die Profession der Kindheitspädagogik sowie auf die beruflichen Werdegänge und Arbeitsfelder von Absolventinnen und Absolventen
Könnenwollen - Gelingensbedingungen bildnerischer Begabungen und deren (außerschulische) Förderung
Die kunstpädagogische Forschungsarbeit entwickelt und begründet das Konzept des "Könnenwollens" als zentrales Element bildnerischer Lernprozesse. Im Fokus steht die Frage, wie individuelle Motivation und Fähigkeit zusammenwirken. Der Begabungsbegriff wird dabei kritisch reflektiert – sowohl aus historischer Perspektive als auch im Kontext aktueller bildungspolitischer Diskurse zur Begabungsförderung. Die empirische Basis der Studie bildet eine umfangreiche Untersuchung innerhalb eines Förderprogramms für künstlerisch begabte und interessierte Kinder und Jugendliche
Instagram und Social Media als aufmerksamkeitsgenerierende Instrumente institutionalisierter Bildungsangebote am Beispiel der Studiengänge Kultur- und Medienbildung sowie Kulturelle Bildung an der PH Ludwigsburg.
Der folgende Beitrag thematisiert die Entwicklung zweier Social-Media-Kanäle auf Instagram und TikTok. Diese beiden Kanäle repräsentieren nicht nur die Abteilung Kultur- und Medienbildung der PH Ludwigsburg, sondern auch den BA-Studiengang Kultur- und Medienbildung sowie den Master Kulturelle Bildung. Darüber hinaus gibt der Artikel Einblick in die Entwicklung spezifischer Formate und Inhalte, strategische Überlegungen und deren Realisierung sowie die Auswertung der entsprechenden Follower-Entwicklungen und Reaktionen.
The following article focuses on the development of two social media channels on Instagram and TikTok. These two channels not only represent the Department of Cultural and Media Education at the PH Ludwigsburg, but also the BA program in Cultural and Media Education and the Master in Cultural Education. In addition, the article provides an insight into the development of specific formats and content, strategic considerations and their implementation as well as the evaluation of the corresponding follower developments and reactions
Der Zusammenhang zwischen Arbeitsgedächtnisleistungen bei Kindern und Jugendlichen mit Lernschwierigkeiten und der Oberflächengestaltungen von digitalen Kommunikationshilfen
Kinder und Jugendliche mit Lernschwierigkeiten und komplexen Kommunikationsbedürfnissen können von digitalen Kommunikationshilfen profitieren, da diese unter anderem zur Teilhabe beitragen (Drager et al., 2010). Zum Einsatz kommen häufig sogenannte Rasteroberflächen. Wie diese allerdings gestaltet sein müssen, damit sie von Kindern und Jugendlichen mit Lernschwierigkeiten erfolgreich genutzt werden können, ist bislang nicht eindeutig geklärt. Deutlich wird jedoch, dass eine erfolgreiche Nutzung eng mit den kognitiven Fähigkeiten, insbesondere dem Arbeitsgedächtnis, verknüpft ist (u. a. Robillard et al., 2013). Die kumulative Dissertation widmet sich dieser Forschungslücke und geht der Frage nach, wie Oberflächen von Rasterdisplays in Bezug auf die jeweiligen Arbeitsgedächtnisprofile von Kindern und Jugendlichen mit Lernschwierigkeiten konzipiert sein müssen, sodass sich die Symbolauswahl als effektiv und effizient erweist.
Vorgestellt werden drei Forschungsartikel mit unterschiedlichen Teilaspekten, die zur Beantwortung der Fragestellung beitragen. Ersterer befasst sich im Rahmen eines systematischen Literaturreviews mit dem aktuellen Forschungsstand zur Oberflächengestaltung von Rasterdisplays (Römer et al., 2022a). Zweiterer untersucht die Auswirkungen von Hintergrundfarben in zwei verschiedenen Rastergrößen bei erwachsenen Personen ohne Lernschwierigkeiten (Römer, im Druck). Der letzte Artikel beschreibt den Zusammenhang zwischen den Arbeitsgedächtnisprofilen bei Kindern und Jugendlichen mit Lernschwierigkeiten und der Oberflächengestaltung von Rasterdisplays (Römer, 2024).
Zusammenfassend kann aufgezeigt werden, dass sich konstant geordnete Symbolpräsentationen in Bezug auf das schnelle Auffinden und Auswählen der Zielsymbole universell als hilf-reich erweisen. Hintergrundfarben wirken bei Erwachsenen ohne Lernschwierigkeiten erst in größeren Rastern als Orientierungsreiz. Bei Kindern und Jugendlichen mit Lernschwierigkeiten muss hinsichtlich des Arbeitsgedächtnisses zwischen einem High- und Low-Performance-Profil unterschieden werden, um valide Aussagen über eine effiziente Oberflächengestaltung treffen zu können. Kinder und Jugendliche mit niedrigeren Spannenwerten scheinen von Symbolrahmungen zu profitieren, während größere Abstände zwischen einzelnen Symbolen bei der Suche nach dem Zielitem eher ablenkend wirken. Liegen höhere Arbeitsgedächtnis-werte vor, lassen sich keine globalen Aussagen treffen. Die Entscheidung muss sich individuell an der spezifischen Leistung in den Subkomponenten orientieren
Bericht zum Forschungsprojekt Kommunikation, Lernen, Arbeitsgedächtnis – KLAR.
Im Bericht werden die Ergebnisse des Forschungsprojekts Kommunikation, Lernen, Arbeitsgedächtnis vorgestellt. Das Projekt gliedert sich in drei Teile. Im ersten Projektteil werden individuelle kognitive Profile von Schülerinnen und Schülern aus Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung erhoben. Schwerpunkt bildet dabei die Untersuchung des Arbeitsgedächtnisses, insbesondere der phonologischen Schleife (kurzzeitige Speicherung sprachgebundener Informationen), des visuell-räumlichen Notizblocks (kurzzeitige Speicherung visuell-räumlicher Informationen) und der exekutiven Funktionen (u. a. Fähigkeiten zum Fokussieren und Wechseln der Aufmerksamkeit). Als zusätzliche Variablen werden sozio-demographische Merkmale sowie die fluide Intelligenz (Erkennen und Herstellen logischer Beziehungen) erhoben.
Die Ergebnisse des Projekts sollen zu einem besseren Verständnis individueller Stärken und Schwächen dieser für Lernprozesse wichtigen Ausgangsbedingungen beitragen. Die Forschung in diesem Bereich findet vornehmlich im internationalen Rahmen statt (u. a. Farran & Jarrold, 2003; Henry & MacLean 2002; Kay-Raining Bird & Chapman, 1994; Lifshitz et al. 2011; van der Molen et al. 2010), diese Erkenntnisse sind aber auf den deutschsprachigen Raum aufgrund unterschiedlicher Definitionen der Personengruppe insbesondere mit Blick auf eine fehlende Abgrenzung zwischen den Förderschwerpunkten Lernen und geistige Entwicklung nur eingeschränkt übertragbar. Deshalb sollen zunächst Vergleiche zwischen Kindern mit spezifischer bekannter Einschränkungsursache und Schüler*innen aus dem Schwerpunkt geistige Entwicklung mit unspezifischer Ätiologie ihrer Lernschwierigkeiten angestellt werden, um die Forschungsergebnisse aus dem internationalen Raum hinsichtlich ihrer Gültigkeit in Bezug auf die spezifischen Rahmenbedingungen in Deutschland zu überprüfen.
Im zweiten Projektteil stehen Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen Verhaltensauffälligkeiten und exekutive Funktionen im Fokus. Auffälliges Verhalten gewinnt zunehmend an Bedeutung an Schulen mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung (Klauß, 2012) und wird von Lehrkräften als hoher Belastungsfaktor wahrgenommen (Dworschak et al., 2012). Um potenzielle kognitive Bedingungsfaktoren auffälligen Verhaltens zu identifizieren und entsprechende Interventionsmöglichkeiten ableiten zu können, wird deshalb der Einfluss exekutiver Funktionen (EF) auf auffälliges Verhalten untersucht. EF stehen bei durchschnittlich entwickelten Kindern in Zusammenhang mit externalisierenden und internalisierenden Verhaltensauffälligkeiten (Snyder et al, 2015), bei Schülern und Schülerinnen im Schwerpunkt geistige Entwicklung fehlt jedoch bisher eine systematische Analyse dieses Zusammenhangs.
Schließlich wird im dritten Teil des Projekts die optische Gestaltung und das Layout von Kommunikationsoberflächen in den Blick genommen werden. Hier gibt es generell wenig Erkenntnisse. Viele bisherige Studien wurden mit Kindern ohne Beeinträchtigung durchgeführt (Drager & Light 2010; Thistle & Wilkinson 2017). Zudem sollen durch den Einsatz von Eye-Tracking zusätzliche und validere Daten erhoben werden